Länderinfo - Bolivien

Bolivien (span. Bolivia [bo'lißia]) ist ein Staat in Südamerika. Es ist ein Binnenland und grenzt im Westen an Peru und Chile, im Süden an Argentinien und Paraguay, im Osten und Norden an Brasilien.

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Allgemeines

Landessprache: Spanisch, Quechua, Aymara
Hauptstadt: Sucre, 193.873 Millionen Einwohner
Ortszeit: UTC -4 Stunden
Einreisebestimmungen:
EU-Angehörige benötigen für Aufenthalte von bis zu 90 Tagen einen mindestens 6 Monate nach Rückkehr gültigen Reisepass.
Impfbestimmungen:
Impfungen sind nicht vorgeschrieben. Im Amazonas-Tiefland wird eine Gelbfieber-Impfung und Malaria Prophylaxe empfohlen.
Devisen: Währung: Boliviano (umgangssprachlich Peso)
Telefon:
Vorwahl von Deutschland nach Bolivien: 00591
Vorwahl von Bolivien nach Deutschland: 0049
Fläche: Total: 1.098.581 qkm

Bevölkerung

Etwa zwei Drittel der Bevölkerung sind Indígenas, meist Quechua (17%) und Aymara (35%); einen großen Anteil der Bevölkerung bilden Mestizen. Die übrigen Bewohner des Landes sind Weiße, meist Nachkommen der altspanischen Kolonisten. Die Bevölkerung Boliviens gehört zu 92 % der Römisch-Katholischen Kirche an, der Rest besteht aus Anhängern des Protestantismus und anderer Glaubensrichtungen (3 % Baha'i und Muslime).

Indigene Völker:
Waren zu Zeiten der spanischen Eroberung allein im Departament Santa Cruz 80 Volksgruppen zu finden, so existieren heute im ganzen Land nur etwa 40 ethnische Gruppen, die wiederum in 35 Sprachfamilien zusammengefasst werden. Die größten ethnischen Gruppen finden sich auf der Hochebene, wo die Quechua und Aymara mit 2,5 bzw. 2 Mio. einen sehr großen Teil der Bevölkerung ausmachen.

Im Gegensatz zu den kleinen und kleinsten Volksstämmen, von denen drei in absehbarer Zeit vermutlich aussterben werden, konnten die großen und mittelgroßen Bevölkerungsgruppen wie Chiquitanos (180.000), Guaraní (130.000), Moxeños (80.000) und Afro-Bolivianer (20.000) sogar Bevölkerungszuwächse verzeichnen. Gleichzeitig erleben die genannten Gruppen einen Prozess der Rückbesinnung auf ihre Wurzeln und ein Erstarken ihrer kulturellen Identität. - Wurde die Weitergabe der indianischen Sprachen noch vor kurzem oft sogar von den indianischen Eltern selbst unterdrückt, um ihren Kindern keinen "Sprachnachteil" zu schaffen, so gibt es seit einigen Jahren ernsthafte Bestrebungen, die Landkinder in ihrer indianischen Muttersprache zu alphabetisieren und diese Sprachen auch für gewisse Studien (z. B. Lehramt, Medizin) als Pflicht- oder wenigstens Freifach vorzuschreiben. Ein zumindest symbolischer Meilenstein für die Bemühungen um den Erhalt der indigenen Kulturen war die Verfassungsänderung von 1995, mit der Bolivien nun auch offiziell als multikulturelle, pluriethnische Gesellschaft anerkannt wurde.

Städte:
Die offizielle Hauptstadt Boliviens ist Sucre, der Sitz der Regierung befindet sich jedoch in La Paz, der wichtigsten Stadt des Landes, die in 3.200 bis 4.100 m Höhe liegt und damit der höchstgelegene Regierungssitz der Erde ist.

Die größten Städte Boliviens, geordnet nach der Zahl ihrer Einwohner im Jahr 2005, sind Santa Cruz de la Sierra (1.113.582 Einwohner), La Paz (789.585), El Alto (647.350), Cochabamba (516.683), Oruro (201.230), Sucre (193.876), Tarija (135.783) und Potosí (132.966).

Geographie

Bolivien wird von zwei großen und weit auseinander liegenden Ketten der Anden durchzogen, deren Höhe bis über 6.500 m reicht (Sajama 6.542 m, Illimani 6.439 m). Dazwischen liegt das zentrale Hochland, das 3.000 bis 4.000 m hohe Altiplano. Dieses bis weit in das Nachbarland Peru reichende Gebiet ist das eigentliche Kernland, in dem rund 80 Prozent aller Bolivianer leben, obwohl es nur etwa ein Drittel der Fläche Boliviens ausmacht. Zwischen dem Ostabhang der Anden und dem Ostbolivianischen Bergland erstrecken sich die Yungas in einer Höhe zwischen 1.200 und 1.800 m ü. NN.

Der flächenmäßig größte Teil Boliviens sind die Llanos, die sich vom Ostbolivianischen Bergland bis an die Grenzen nach Brasilien und Paraguay erstrecken. Dieses nur äußerst dünn besiedelte tropisch-heiße Tiefland untergliedert sich in die trockenen Savannen des Gran Chaco und die tropischen Regenwaldgebiete Amazoniens.

Inmitten des Altiplano liegt der Titicaca-See, einer der höchstgelegenen Seen der Erde. Durch dessen Mitte verläuft die Grenze zum Nachbarland Peru. Der Titicacasee ist der höchstgelegene kommerziell schiffbare See der Erde.

Geschichte

Bolivien wurde von verschiedenen Kulturen besiedelt, die wichtigste war die Zivilisation von Tiahuanaco. Es wurde im 15. Jahrhundert Teil des Inka-Reiches. Als die Spanier im 16. Jahrhundert das Land eroberten, wurde Bolivien, reich an Silbervorkommen, Teil des Vizekönigreiches Peru und später Teil des Vizekönigreiches Río de la Plata.

Der Kampf um die Unabhängigkeit begann 1809, aber Bolivien blieb spanische Kolonie, bis es 1825 von Simón Bolívar befreit wurde, nach dem es später benannt wurde. Nach einer kurzen Union mit Peru wurde Bolivien völlig unabhängig. Die Union hatte den Confederación Perú-Boliviana Krieg (1836-1839) gegen Chile verloren. Im Salpeterkrieg (1879-1883) verlor Bolivien große Teile des seit der Unabhängigkeit umstrittenen Territoriums mit Zugang zum Pazifik an Chile endgültig. Im Chacokrieg (1932-1935) verliert Bolivien riesige Landesteile im Süden an Paraguay. In den folgenden Jahren begann der Niedergang aufgrund der Kriege und ökonomischer Verkäufe.

Bolivien gehört zu der 1969 gegründeten Andengemeinschaft, die seit 1995 eine Freihandelszone zwischen den Mitgliedsstaaten aufgebaut hat.

Mit ethnischen und kulturellen Kämpfen konfrontiert, gab es in Bolivien Revolutionen und militärische Coups. Eine Militär-Junta wurde in den frühen 1980ern gestürzt, um eine Demokratie zu installieren.

Im Oktober 2003 kam es zu breiten Unruhen mit dem Charakter eines Volksaufstands, als Gewerkschaften gegen den Ausverkauf des wichtigen Bodenschatzes Erdgas an US-amerikanische Konzerne protestierten und Streiks organisierten. Dies stellte zugleich den Höhepunkt der teilweise gewaltsamen Proteste gegen die Reformen und Einsparungen im Staatshaushalt (im Rahmen der vom IWF geforderten Maßnahmen zur Verringerung der Auslandsverschuldung) dar, die im Februar 2003 mit einem Polizeistreik begonnen hatten. Die Regierung setzte Militär gegen die "Rebellen" ein; rund 60 Menschen kamen dabei ums Leben. Dies führte jedoch zur Solidarisierung weiterer Volksschichten mit den Demonstranten. Im Ergebnis musste Präsident Gonzalo Sánchez de Lozada ins Exil in die USA gehen; ein Jahr später erhob das bolivianische Parlament Anklage gegen ihn. Durch den Rücktritt Lozadas ging die Präsidentschaft auf den Vizepräsidenten Carlos Mesa über.

Im Januar 2005 versuchte ein Bündnis politischer Gruppen in der rohstoffreichen Region Santa Cruz die Autonomie zu erlangen. Vorausgegangen waren Massenproteste wegen hoher Benzinpreise, bei denen die Verstaatlichung der Gas-Industrie gefordert wurde. Mehrere Institutionen, wie zum Beispiel die Praefektur, waren kurzzeitig von den Demonstranten besetzt.

Im Juni 2005 führten soziale Unruhen zum Rücktritt von Präsident Carlos Mesa. Wochenlange Streiks und Straßenblockaden zwangen ihn zu diesem Schritt, angesichts der Tatsache, dass die Versorgungslage in der Hauptstadt prekär wurde. Die Unruhen setzten sich fort, um zu verhindern, dass der Präsident des Senates, der konservative Hornando Vaca Díez aus Santa Cruz, die Präsidentschaft verfassungsgemäß übernimmt. Die Blockade von La Paz zwang den Senat, in Sucre zusammenzutreten, um den Rücktritt Carlos Mesas formell anzunehmen und seinen Nachfolger zu vereidigen. Die Proteste zwangen Vaca Díez zum Verzicht auf seine Nachfolge, so dass das Präsidentenamt verfassungsgemäß auf den Präsidenten des Obersten Gerichtshofes Eduardo Rodríguez als Übergangspräsident überging mit der Maßgabe, Neuwahlen herbeizuführen. Diese sollten am 4. Dezember 2005 stattfinden. Innenpolitische Machtkämpfe verzögern den Wahltermin. Hintergrund ist ein Urteil des Verfassungsgerichts vom 22. September 2005, dass die Sitzverteilung im Parlament nicht mehr den aktuellen Bevölkerungszahlen der Departamentos entspricht und vor der Wahl eine Neuregelung (zugunsten der Departamentos Santa Cruz und Cochabamba) gefunden werden muss. Nachdem sich das Parlament nicht auf eine Neuverteilung der Sitze einigen konnte, ordnete Präsident Rodríguez am 1. November 2005 per Dekret eine Neuverteilung der Sitze an (La Paz (-2), Oruro (-1) und Potosí (-1) zugunsten Santa Cruz (+3) und Cochabamba) (+1)) und bestimmte den Wahltermin auf den 18. Dezember 2005.

Bei der termingerecht stattfindenden Wahl waren die beiden aussichtsreichsten Kandidaten der Anführer der Kokabauern Evo Morales, der die sozialistische Bewegung Movimiento al Socialismo vertritt und die indigene Bevölkerungsmehrheit repräsentiert, und der konservative Weiße Jorge Quiroga, der schon einmal Präsident war. Am 18. Dezember 2005 wurde Morales mit 54% der Stimmen zum Präsidenten gewählt. Es war das erste Mal seit der Revolution von 1952, dass ein Präsidentschaftskandidat die absolute Mehrheit erreichte. Evo Morales wurde am 21. Januar 2006 vereidigt. Am 1. Mai 2006 verstaatlichte Morales die Erdgasindustrie des Landes. Morales erfüllte mit diesem international heftig umstrittenen Schritt seine Wahlversprechen gegenüber der indigenen Bevölkerung. Trotz seines Reichtums an Bodenschätzen (früher vor allem Silber, dann Zinn, heute Erdgas) ist Bolivien das ärmste Land Südamerikas.

Politische Gliederung

Bolivien ist in neun Departamentos aufgeteilt. Die Departamentos werden von einem Präfekten (Prefecto) verwaltet, der früher vom Präsident ernannt wurde, seit 2005 aber als Zugeständnis an Autonomiebestrebungen vom Volk gewählt werden. Die ersten Präfekturwahlen fanden gemeinsam mit den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen am 18. Dezember 2005 statt.

Die Departamentos gliedern sich ihrerseits in insgesamt 112 Provinzen (Provincias), die jeweils von einem ernannten Unterpräfekten (Subprefecto) verwaltet werden. Die Provinzen sind wiederum in 324 municipios untergliedert.

Auf kommunaler Ebene gibt es gewählte Bürgermeister (Alcalde), in größeren Städten und Gemeinden auch einen gewählten Stadtrat (Consejo municipal).

Wirtschaft

Bolivien ist das ärmste und exportschwächste Land Lateinamerikas, sein Bruttoinlandsprodukt ist mit etwa 2.400 US-Dollar pro Kopf/Jahr (2002, nach Kaufkraftparität berechnet) unterdurchschnittlich. Ein Großteil der Bevölkerung ist nach wie vor in der Landwirtschaft beschäftigt. Nur im tropischen Tiefland im Osten wird die Landwirtschaft dabei einigermaßen modern betrieben, im Altiplano dagegen wird traditionell auf Subsistenz-Basis angebaut.

Die Industrie ist wenig entwickelt, Hauptindustriezweige sind neben dem in der Bedeutung schwindenden Bergbau die Lebensmittel- und Textilindustrie sowie die Metallverarbeitung. Seine Bedeutung könnte der Bergbau jedoch mit der Erschliessung des "El Mutún" wiedererlangen.

Der kontrovers diskutierte Coca-Anbau bleibt nach wie vor einer der Hauptwirtschaftszweige des Landes, vor allem in den Regionen Yungas und Chapare. Von Seiten der USA wird er zu unterbinden versucht, doch ist dabei zu bedenken, dass Coca nicht nur ein Rohstoff für Kokain ist, sondern von der Bevölkerung der gesamten Andenregion als Genussmittel genutzt wird, ob als Tee (mate de coca) oder zum Kauen. Um den Cocaanbau ist ein heftiger Streit zwischen der Regierung und den Cocabauern entbrannt, der mit zu der chaotischen politischen Situation 2002-2003 führte. Der Führer der so genannten cocaleros, Evo Morales, trat in der Präsidentenwahl 2003 als Kandidat an, verpasste jedoch die Stichwahl um wenige Prozentpunkte. Am 18. Dezember 2005 wurde er jedoch mit einem noch nie da gewesenen Resultat zum Präsidenten gewählt.

Verstaatlichung des Erdgassektors:
Bolivien verfügt über Südamerikas zweitgrößte Erdgasreserven, 90 Prozent davon gehen in den Export. Präsident Morales kündigte im Wahlkampf an, die mit dem Ley de Capitalizacion 1994 privatisierte Industrie wieder unter staatliche Kontrolle zu stellen. Am 1. Mai 2006 erließ er zu diesem Zweck das Decreto Supremo Nr. 28701. Danach übernimmt die staatliche YPFB (Yacimientos Petrolíferos Fiscales Bolivianos) ab diesem Datum die 50% Aktienanteile an den Unternehmen Chaco SA (Tochterfirma von BP), Andina SA (Tochterfirma von Repsol) und Transredes SA (Tochterfirma von Shell), die im Zuge der damaligen Privatisierungen an einen Pensionsfonds gegangen waren. Das D.S. verpflichtet darüber hinaus die genannten Firmen, so viele Aktion an YPFB zu verkaufen, dass diese die Aktienmehrheit erhält.

Für die übrigen im Land tätigen erdgasfördernden und -verarbeitenden Unternehmen enthält das D.S. die Verpflichtung, innerhalb von 180 Tagen neue Verträge mit YPFB auszuhandeln, die dieser die Kontrolle über Förderung und Produktion erlauben. In der Zwischenzeit wird der Steuersatz auf die in den großen Gasfeldern San Alberto und San Antonio tätigen Repsol und Petrobas auf über 80% erhöht.

Mit diesen Maßnahmen soll laut Morales das bolivianische Volk die Souveränität über seine wichtigsten Ressourcen wiedererlangen. Er plant daher nach seiner Aussage ähnliche Maßnahmen im Bergbau- und Forstsektor. Die Regierungen von Spanien (Repsol) und Brasilien (Petrobas) haben ihre Besorgnis ausgedrückt.

Tourismus:
Der Tourismus hat in den letzten Jahren zwar einen hohen Zuwachs erfahren, ist aber trotzdem nur von untergeordneter Bedeutung - im Jahr 2004 kamen gerade einmal 367.000 ausländische Besucher ins Land. Die meisten Touristen reisen in die Hauptstadt, an den Titicacasee und in das Salar de Uyuni - nur etwa 10 % der Touristen entfallen auf die weite Ebene des Amazonasbeckens mit ihren 21 bolivianischen Nationalparks. Darunter zählt der Noel-Kempff-Mercado-Nationalpark seit dem Jahr 2000 zum Weltnaturerbe der UNESCO.

Die landschaftliche Schönheit des Altiplanos, aber auch der Amazonasregion, werden von immer mehr Ausländern geschätzt. Die Einheimischen reisen wegen der schlechten Wirtschaftslage eher wenig, Massentourismus gibt es also kaum.
Hauptziele des Tourismus sind:

  • die Hauptstädte La Paz und Sucre wegen ihrer kolonialen Bauten,
  • Potosí mit seinen Minen und ebenfalls wegen der hier besonders prachtvollen Bauten aus der goldenen Zeit der Stadt
  • der Titicacasee mit seinen "heiligen Inseln" (Sonnen- und Mondinsel)
  • die Amazonasregion um Rurrenabaque
  • das Salar de Uyuni, der größte Salzsee Amerikas
  • Tupiza, eine in einer vielfarbigen Gebirgslandschaft gelegene Kleinstadt im Süden
  • Tiahuanaco, das religiöse und administrative Zentrum einer präkolumbianischen Kultur


Die Infrastruktur ist in den meisten Fällen gut, die Preise vor allem für Europäer sehr niedrig.

In den höher gelegenen Gebieten (besonders im Westen des Landes) kann man Probleme mit der Höhenkrankheit bekommen (Soroche). Empfohlen wird ein Coca-Mate-Tee oder die sogenannte Soroche-Pill (eine Art Pastille). Auch sollte man schwere Speisen und Alkohol meiden.

Staatsausgaben für Gesundheit, Bildung und Verteidigung:
Zwischen 1992 und 2000 lag der Anteil der Staatsausgaben für:

  • das Gesundheitswesen bei 4%
  • das Bildungswesen bei 20%
  • das Militär bei 8%