Länderinfo - Nicaragua

Länderinfo - Nicaragua

Der Staat Nicaragua (deutsch auch „Nikaragua“) liegt in Mittelamerika. Er grenzt im Norden an Honduras und im Süden an Costa Rica sowie im Westen an den Pazifik und im Osten an die Karibik.

Der Landesname leitet sich aus dem Nahuatl ab (nican = „hier“, aráhuac = „Menschen“). Andere Autoren führen den Landesnamen auf die Begegnung des spanischen Konquistador Gil Gonzáles Dávila mit dem Kaziken Nicarao zurück, welche am 15. Oktober 1523 bei San Jorge/Rivas stattfand.

Allgemeines

Ländername: Republik Nicaragua (República de Nicaragua)
Sprache: Landessprache: Spanisch
Hauptstadt: Managua, 990.417 Einwohner
Ortszeit: MEZ -6 Stunden
Devisen: Währungseinheit: Córdoba Oro = 100 Centavos
Telefon:
Vorwahl von Deutschland nach Nicaragua: 00505
Vorwahl von Nicaragua nach Deutschland: 0049
Fläche: Total: 129.494 qkm

Bevölkerung

In Nicaragua leben etwa 5,46 Millionen Menschen (Juli 2005) von denen etwa 90 % in der Pazifikregion und im Managua-Gebiet leben. Die Bevölkerung besteht zu 69,7 % aus Mestizen die sich selber als Nicas bezeichnen, 17,6 % sind Weiße (bzw. Spanier). 9,2 % sind afrikanischer Herkunft, die zu 95 % in der Atlantikregion leben, allerdings stellen auch dort inzwischen Mestizen und Weiße mit knapp 59 % die Mehrheit. 3,2 % sind Indígenas. Hinzu kommen etwa 30.000 Araber (Syrer, Libanesen...) und es existiert in Managua sogar eine Gemeinde von ca. 8.000 chinesischen Einwanderern.

Landfrage:
Als die Sandinisten 1979 ihre Landreform durchführten, und das Land an Kleinbauer, Kooperativen und Staatsbetriebe verteilten, hatte man es unterlassen, die neuen Besitzer offiziell in die Katasterämter einzutragen. Man sagt, dass die Sandinisten es vergessen hätten, wahrscheinlicher ist es jedoch, dass sie nicht die Kontrolle über so viele Ländereien verlieren wollten. Diese Umstände führten zur großen Landfrage in den 1990ern.

Eines der ersten Ziele, die nach 1990 verfolgt wurden, war es die Landreform der Sandinisten rückgängig zu machen. Zunächst wurden Staatsbetriebe zu je 25 % zwischen ihren einstigen Großgrundbesitzern, Landarbeitern, ehemaligen Angehörigen der sandinistischen Armee sowie den ehemaligen Contras aufgeteilt. Doch mit dem Ende der Revolution kamen auch die mit Somoza geflohenen Reichen aus ihrem Exil in Miami zurück und forderten ihr Land. Sie hatten im Gegensatz zu den Bauern und Kooperativen noch ihre Besitztitel. Auf juristischem Wege ließen sich einige Fälle "klären", wobei die Richter oftmals bestochen worden sind, um zu Gunsten der ursprünglichen Besitzer zu entscheiden. Es folgten harte Auseinandersetzungen, denn das durch die Revolution politisierte Volk, ließ sich nicht "ihr" Land wegnehmen. Es kam zu zahlreichen Protesten in der Bevölkerung die auch zu einigen Erfolgen führten. So musste Alemán die geplante Neuordnung des Bodenbesitzes 1997 überarbeiten, da es zu großen Demonstrationen und Blockaden gekommen war.

Doch die Situation bleibt in vielen Fällen ungeklärt, und die Gerichte schieben den Klagenberg vor sich her. Um die Situation endgültig zu klären, werden seit längerem spezielle Agrargerichte gefordert, doch diese wurden bisher nicht gegründet. Eine Folge dieser unklaren Besitzverhältnisse ist Landflucht.

Migration:
Wegen der hohen Arbeitslosigkeit gibt es in Nicaragua eine ausgeprägte Landflucht. Dabei ist die Hauptstadt Managua das wichtigste Ziel. Allerdings ist auch hier die wirtschaftliche Situation nicht wesentlich besser und die Verstädterung bringt ihre eigenen Probleme mit sich. Viele zieht es weiter ins Ausland, wo sie Arbeit suchen. Schätzungen zufolge lebt rund jeder fünfte Einwohner Nicaraguas im Ausland, hauptsächlich in Costa Rica und in den USA. Dort leben und arbeiten sie meist illegal und sind durch ihre Überweisungen an Freunde und Verwandte die Hauptdeviseneinbringer des Landes.

Religion:
Unmittelbar nachdem die Spanier das Land Nicaragua erobert hatten (um 1530) kamen spanische Missionare in das Land. Bis auf wenige Ausnahmen wurde die Indigene Bevölkerung weitestgehend zum katholischen Glauben bekehrt, allerdings gab es immer wieder Aufstände gegen die Spanier, aus diesem Grund wurden auch zahlreiche Nicaraguaner nach Peru deportiert wo sie unter unmenschlichen Bedingungen in Minen und Bergwerken arbeiten mussten, wo die meisten auch starben.Ein spanischer Mönch schätzte damals, dass in dem Land wohl kaum mehr als 5.000 Menschen leben dürften. 1821 erklärte das Land seine Unabhängigkeit. Wenige Jahre später kamen erste protestantische Missionare aus den USA nach Nicaragua und gründeten vor allem an der Atlantikküste evangelische Gemeinden, aber auch in Managua und anderen größeren Orten hatten sie Erfolg. Die Mehrheit der Nicaraguaner ist nach wie vor katholisch (über 80%); allerdings hat die katholische Kirche bei der Bevölkerung an Bedeutung verloren.

Sprache:
Spanisch ist die Amtssprache Nicaraguas und wird von den meisten europäischstämmigen Mestizen sowie den meisten Indígenas gesprochen. Insgesamt 90 % sprechen Spanisch als Muttersprache, gefolgt von Kreolisch (Karibisches Englisch) das besonders an der Ostküste Nicaraguas verbreitet ist. Dazu kommen die Indiosprachen Miskito, Sumu, Rama und Garífona (Igñeri). Das nicaraguanische Spanisch hat zum Teil starke Ähnlichkeit mit dem argentinischen Spanisch.

Geographie

Nicaragua wird parallel zur Pazifikküste von einer Kette aktiver Vulkane durchzogen, weshalb es auch das „Land der tausend Vulkane“ genannt wird. Der Kratersee "Lagune von Apoyo" hat vor kurzem Berühmtheit erlangt. Hier konnte anhand des Buntbarschfisches nachgewiesen werden, dass sich verschiedene Arten auch ohne räumliche Isolierung entwickeln können. Damit muss die Evolutionsgeschichte umgeschrieben werden. Sie ging nämlich davon aus, dass sich verschiedene Arten nur durch räumliche Trennung und unterschiedliche Lebensumstände entwickeln.

An der Pazifikküste liegen auch die Zentren und wichtigsten Siedlungsräume des Landes, während die östlichen und südlichen Landesteile dünn besiedelt sind. Zwei große Binnenseen prägen die Geographie - der größere Nicaraguasee im Südwesten mit mehreren Inseln und der kleinere Managuasee im Westen.
Die Karibikküste im Osten des Landes ist eine große Regenwaldregion. Sie wird auch Miskitoküste genannt.

Städte:
Die größten Städte sind (Stand 1. Januar 2005): Managua 1.140.506 Einwohner, León 150.327 Einwohner, Chinandega 128.616 Einwohner, Masaya 123.473 Einwohner, Granada 92.629 Einwohner, Estelí 91.687 Einwohner, Tipitapa 89.642 Einwohner, Matagalpa 79.122 Einwohner und Bluefields 50.178 Einwohner.

Geschichte

Kolonialzeit:
Bei seiner vierten Reise landete Christoph Kolumbus im Juli 1502 auf der Insel Guanaja, die zu den honduranischen Islas de la Bahía gehört. Von der Mündung des Río Coco, dem "Cabo Gracias a Dios" folgte er der Küste Nicaraguas und ankerte an der Mündung des Río San Juan, um schwere Stürme zu überstehen.

Von Panama aus unternahm der Konquistador Pedrarias Dávila 1519 Raubzüge nach Costa Rica und Nicaragua. Mit Granada 1523, León 1524 und Bruselas - letzteres verödete nach wenigen Jahren wieder - wurden die ersten spanischen Kolonialstädte in Nicaragua nahe der Pazifikküste gegründet, in den 1520er Jahren von Spanien als Kolonie besiedelt, um die encomienda in Gang zu setzen. Denn obwohl die unmittelbare Beute des Eroberungszuges nach Nicaragua relativ hoch war, wurde in ihrem Verlauf klar, dass der Reichtum in den Menschen besteht. Während der Kazike Nicarao sein Land für den kastillischen König requirieren, sich zum Christentum bekehren und wertvolle Geschenke machen ließ, wog der Kazike Diriangén die Spanier durch Taufe in Sicherheit, um sie dann mit einigen tausend Indígenas auf dem Schlachtfeld anzugreifen.

Jeglicher Widerstand gegen die Unterwerfung galt den Konquistadoren als Rebellion, die prinzipiell mit Krieg und Versklavung beantwortet wurde. Die wirtschaftlich und kulturell sehr hoch entwickelten Völker der Mangues, Pipil, Nicarao und Choroteguas wurden verschleppt und versklavt, Nicaragua entvölkert. Der Mönch Bartolomé de Las Casas schrieb 1552: "Im gesamten Nicaragua dürften heute 4.000 bis 5.000 Einwohner leben, früher war es eine der am dichtesten bevölkerten Provinzen der Welt."

Als der Hauptmann Francisco Hernández de Córdoba für Pedrarías durch Nicaragua bis nach Honduras vordrang, 1523 am Nordufer des Nicaraguasees Granada gründet und auf Leute von Hernán Cortés stieß, witterte Pedrarías 1526 bei seinem engen Vertrauten, Leiter seiner Gouverneurswache Verrat und köpfte ihn - so, wie er bereits seinen Schwiegersohn Vasco Núñez de Balboa umgebracht hatte. Der Leichnam de Córdobas wurde bei Ausgrabungen im Frühjahr 2000 freigelegt.

Cortés Hauptmann Pedro de Alvarado eroberte 1523 bis 1535 Guatemala und El Salvadór. 1524 erreichten sie San Salvadór. Dabei stießen die beiden Herrschaftsgebiete von Cortés einerseits und Pedrarías andererseits in der Region Nicaragua/Honduras zusammen. Gil González Dávila und Andrés Niño eroberten 1524 Honduras. Als der von Pedrarías entsandte capitán Dávila mit einer in Spanien erworbenen eigenen capitulación an der Karibikküste landete, wurde er von Cortés Leuten in Ketten nach Spanien zurückgeschickt. Da wegen des indigenen Widerstandes in Honduras und Panamá Gouverneure von der spanischen Krone direkt eingesetzt wurden, blieb Nicaragua Pedrarías überlassen. Ein bedeutender Teil der Bevölkerung des heutigen Nicaragua wurde 1538 versklavt und in die Silberminen Perús und Boliviens deportiert.

Bereits 1539 entdeckte Diego Machuca den Río San Juan als Wasserstraße zwischen der Karibik und dem Nicaragua-See. 1551 äußerte sich bereits der spanische Chronist Francisco López de Gomara: "Man fasse nur den festen Entschluss, die Durchfahrt auszuführen, und sie kann ausgeführt werden. Sobald es am Willen nicht fehlt, wird es auch nicht an Mitteln fehlen." Doch der spanische König Felipe II. sah in der Landbrücke zwischen den beiden Meeren Gottes Schöpfung, die zu verbessern dem Menschen nicht zustünde. Deshalb wurde der Plan eines interozeanischen Nicaragua-Kanals vorläufig nicht weiter verfolgt.

Die spanische Kolonialherrschaft beschränkte sich lange Zeit nur auf die Pazifikküste und ihr Hinterland am Nicaragua-See und dem kleineren Managua-See. Die Karibikküste (Miskitoküste), die vom Rest des Landes durch gebirgige und unwegsame Regionen getrennt blieb und von den Miskito-Indígenas bewohnt wurde, geriet von Jamaika aus für lange Zeit mit dem Territorium des heutigen Belize unter den Einfluss Großbritanniens.

1725 brach in León ein Aufstand der Indígenas gegen die Spanier aus. 1777 erhoben sich die Boaco-Indígenas unter Führung ihres Kaziken Yarince gegen die Spanier. Volkserhebungen infolge der französische Revolution und Napoléons Besetzung Spaniens in der gesamten Pazifikregion Mittel- und Südamerikas mündeten 1811/12 in den Beginn des Unabhängigkeitskrieges, erste Forderungen nach Amtsenthebung des spanischen Statthalters wurden erhoben.

Unabhängigkeit:
Am 15. September 1821 rief das Vizekönigreich Guatemala, zu dem Nicaragua gehörte, seine Unabhängigkeit von der spanischen Krone aus. Noch heute ziert die Jakobinermütze der französischen Revolution unter den fünf Vulkanen des Landes seine Flagge. Zwei Jahre später wurden daraus die Vereinigten Provinzen Mittelamerikas, aus der die zentralamerikanische Föderation hervorging, der neben Nicaragua, Honduras, Guatemala, Costa Rica und El Salvador angehörten.

Die Geschichte Nicaraguas ist durch den langen Gegensatz zwischen der "liberalen" Elite aus León und der "konservativen" Elite aus Granada geprägt. Managua als Hauptstadt liegt nicht zufällig dazwischen. Als die Gegensätze innerhalb der nicaraguanischen Oligarchie 1856 in einen Bürgerkrieg umschlug, riefen die „Liberalen“ den nordamerikanischen Abenteurer William Walker mit einer kleinen Privatarmee gegen ihre konservativen Kontrahenten zur Hilfe. Walker strebte jedoch die Unterwerfung ganz Zentralamerikas an, rief sich selbst zum Präsidenten Nicaraguas aus und ließ die 1824 abgeschaffte Sklaverei wiedereinführen. Erst 1857 wurde er von der vereinigten Armee zentralamerikanischer Staaten geschlagen und floh.

1878 gab es eine deutsche Militärintervention in Nicaragua nach einem Übergriff auf den Konsul in León, die sogenannte Eisenstuck-Affäre. Campesinos in der Pazifikregion rebellierten 1881 gegen die Großgrundbesitzer, die ihnen ihr Land für den expandierenden Kaffeeanbau raubten und sie damit zur Lohnarbeit auf den Plantagen zwangen.

Mit dem Regime des Generals José Santos Zelaya kam 1893 die ökonomisch bedeutend gewordene Kaffeeoligarchie der „Liberalen“ an die Macht. Zelaya setzte die Trennung von Staat und Kirche und die zentralisierte Kontrolle des ganzen Landes durch, förderte den Kaffeeanbau und ließ die Verkehrswege ausbauen. Mit dem „Dekret der Wiedereingliederung“ der Miskitoküste ließ 1894 seine Regierung die Miskitoküste durch den General Cabezas militärisch besetzen. Den Miskitos wurde die Aufrechterhaltung einer Reihe von Steuerprivilegien zugesagt. Eine Militärrebellion an der Karibikküste und der Druck der USA zwangen General Zelaya 1909 zum Rücktritt. Die daraufhin wieder an die Macht gelangende konservative Oligarchie unterzeichnete mit den USA ein Jahr später die Dawson-Verträge, in denen sich Nicaragua zu einer in jeder Hinsicht von den USA abhängigen Wirtschaft und Politik verpflichtete.

Der neue konservative Präsident Adolfo Díaz, bis zu seiner Wahl Buchhalter eines nordamerikanischen Bergbauunternehmens in Nicaragua, nahm 1911 bei US-Banken Millionenkredite auf und überließ als Sicherheit der US-Regierung die direkte Kontrolle der nicaraguanischen Zolleinnahmen. Ein Jahr später musste die Regierung Díaz gegen ein aufständisches Heer des bisherigen Kriegsministers Luís Mena durch US-Marines gerettet werden, die in Nicaragua landeten und die Städte Managua, Granada und León besetzten. 10 weitere Versuche, die US-hörige Regierung zu stürzen, folgten zwischen 1912 und 1924, weshalb die Marines bis 1933 im Land blieben.

Aufstieg der Somozas:
1927 entflammte der Bürgerkrieg erneut zwischen der konservativen Regierung und den Liberalen, zu deren Generälen auch Augusto César Sandino zählte. Nachdem der persönliche Abgesandte des US-Präsidenten Calvin Coolidge dem Anführer der Liberalen, General Moncada die Präsidentschaft versprach, erzwang er den "Pakt von Espino Negro", indem die Entwaffnung der Liberalen festgeschrieben wurde. Lediglich Sandino und 30 seiner Soldaten ließen sich nicht entwaffnen, sondern zogen sich in die Berge im Norden des Landes zurück. Dort stellte Sandino von neuem eine kleine Truppe auf, kämpfte gegen die korrupte Regierung und brachte den 1927 im Lande stationierten US-Rangers im Laufe von sechs Jahren eine Reihe von empfindlichen Niederlagen bei.

1932/33 zogen die USA ihre Truppen ab, nachdem sie eine nicaraguanische "Nationalgarde" aufgestellt und ausgebildet hatten, dessen Oberbefehl bei ihrem Vertrauten, Anastasio Somoza Garcia lag. Diese Nationalgarde, für die formal eine (tatsächlich inaktive) Wehrpflicht existierte, übte gleichzeitig Armee- und Polizeifunktion aus. Zum Präsidenten kürte man seinen Onkel, den Liberalen Juan Bautista Sacasa. Nach Abzug der USA legten Sandino und seine Truppe die Waffen nieder. Somoza lud Sandino und seine engsten Offiziere zu einem feierlichen Bankett, bei dem sie auf seine Veranlassung am 21. Februar 1934 ermordet wurden.

Drei Jahre später putschte Somoza gegen Sacasa und ließ sich zum Präsidenten wählen. Bis 1979 gab die Familie Somoza den Oberbefehl über die Nationalgarde nicht mehr aus der Hand, sondern errichtete mit Raub und Korruption eines der größten Wirtschaftsimperien Lateinamerikas. Sie weitete ihren wirtschaftlichen Einfluss in der sich modernisierenden Wirtschaft ständig aus, unterdrückte autoritär innere Unruhen und leitete den Wiederaufbau des durch ein Erdbeben 1931 zerstörten Landes so ein, dass sie bei dieser Gelegenheit auch ihren Grundbesitz beträchtlich erhöhen konnte. Auch ein 1936 die Hauptstadt Managua zerstörender Großbrand bot dazu weiteren Anlass.

Trotz seiner bisherigen Sympathien für deutsche und italienische Faschisten stellte sich Anastasio Somoza Gracia im Zweiten Weltkrieg 1943 auf die Seite der Vereinigten Staaten und benutzte die Gelegenheit, um alle Deutschen in Nicaragua zu enteignen und das Gros ihres Vermögens und ihrer Kaffeeplantagen an sich zu reißen.

Der jüngere Sohn Anastasio Somoza Garcias, Anastasio Somoza Debayle wurde 1946 von seinem Vater zum Befehlshaber der ganz auf die Interessen der Familie eingeschworenen Nationalgarde ernannt. Grenzkonflikte mit Costa Rica 1948/49 sowie 1955 und mit Honduras 1957 wurden dank des Rückhalts aus den USA überwunden. Ein junger, patriotischer Dichter, Rigoberto Lopez Pérez ermordete 1956 den Diktator auf einem Bankett, woraufhin er selbst von Somozas Leibwächtern erschossen wurde. Somozas Sohn, Oberst Luís A. Somoza Debayle wurde Präsident und behielt das Amt bis 1963 inne.

Während der Baumwollanbau an der Pazifikküste zur wichtigsten Devisenquelle des Landes wurde, zogen sich die US-Firmen allmählich aus der Karibikregion zurück. Ihre Bananenplantagen, die ausgelaugten Gold- und Silberminen und der Raubbau an Edelhölzern hinterließen tiefe Spuren und ein riesiges, abgeholztes Urwaldgebiet im Nordosten als unfruchtbare Steppe. Einstmals 933 km Eisenbahnnetz (bei einem damaligen Straßennetz von 350 km!) der Bananen- und Holzfirmen verfielen, nicht zuletzt weil Somoza "verdienten" Offizieren Lizenzen für Autobuslinien parallel zur Eisenbahn schenkte, die dann bei ihm, dem Generalvertreter von Mercedes-Benz, Busse kaufen konnten. Heute existieren nur noch geringe Reste dieses Netzes in einem erbärmlichen Zustand, die kaum noch genutzt werden.

1961 wurde in Puerto Cabezas an der Atlantikküste ein Invasionsheer aus Exilkubanern und lateinamerikanischen Söldnern unter der Leitung der CIA aufgestellt, das in der Schweinebucht in Kuba landete und vernichtend von den revolutionären, kubanischen Truppen geschlagen wurde.

1967 kam Anastasio Somoza Debayle, bis dahin Chef der Nationalgarde, als Kandidat der "Liberalen" durch Wahlbetrug an die Präsidentschaft. Seine Regierungsmethoden widersprachen liberalen Grundsätzen, aber er genoss großzügige US-Wirtschafts-, Finanz- und Militärhilfe. Nach Ausarbeitung einer neuen Verfassung mit Sondervollmachten für den Präsidenten und der Zwischenregierung einer Junta in den Jahren 1972 bis 1974 ließ er sich wieder zum Präsidenten wählen.

Als ein starkes Erdbeben am 24. Dezember 1972 die Hauptstadt Managua zerstörte und ca. 10.000 Menschenleben forderte, nutzte die Familie Somoza schamlos die Katastrophe zur eigenen Bereicherung: Große Teile der internationalen Hilfsgelder leiteten sie auf ihre Konten um, geschenkte Hilfsgüter wurden von ihren Firmen verkauft und sie rissen das durch die Katastrophe aufblühende Bau- und Bankgewerbe an sich. Noch heute, im Jahre 2005, 33 Jahre später, liegen große Teile der Innenstadt und die Kathedrale in Schutt und Asche.
Trotz Beibehaltung eines formalen Mehrparteiensystems wurde jede echte Opposition durch die Nationalgarde rücksichtslos unterdrückt, Gewerkschafter drangsaliert, Kleinbauern durch rücksichtlose Gewaltanwendung von ihren Parzellen in die verödeten Gebiete des Nordostens oder die entlegenen, verkehrsmäßig nicht erschlossenen Gebiete des Südwestens vertrieben. Die oppositionellen "Konservativen" erwiesen sich als inaktiv und machtlos. Ihr Interesse richtete sich ausschließlich auf die Bedürfnisse ihrer Klientel.

Die Sandinisten:
Ausgelöst durch Korruption und staatlichem Machtmissbrauch des Diktators Anastasio Somoza Debayle kam es 1977 zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, die in einen Bürgerkrieg mündeten und das ganze Land erfassten. Am 19. Juli 1979 wurde Somoza durch die Nicaraguanische Revolution gestürzt.

Zunächst verfolgten die Sandinisten ein durchaus friedliches und demokratisches Programm; eine breit angelegte Bildungskampagne auch bei Erwachsenen führte zu einer deutlichen Senkung der Analphabetenrate, indigene und bäuerliche Kunst und Kultur wurden gepflegt. Ausdruck hierfür war die Ernennung des weltbekannten Dichters und Priesters Ernesto Cardenal zum Kulturminister. Schulen wurden im ganzen Land gegründet, wobei diese oft in sehr einfachen Hütten untergebracht waren; Lehrer wurden in Schnellkursen geschult, weil unter Somoza für Lehrerbildung nicht das Geringste getan worden war. Das Gesundheitswesen wurde entwickelt, auch hier gelang es, auf dem Lande Krankenstationen zu etablieren, die erstmals ein wenigstens notdürftiges Hygieneprogramm verbreiteten.

Ein weiteres innenpolitisches Vorhaben war die Entwicklung der Frauenrechte. Dieses Programm knüpfte an den Bekanntheitsgrad von sandinistischen Heldinnen an. Im durch und durch machistischen Nicaragua ein bemerkenswerter Vorgang, der sicher auch zum späteren Wahlerfolg von Violeta Chamorro beigetragen hat. Aber auch der Welterfolg der Bücher von Gioconda Belli ("Die bewohnte Frau") ist in diesem Zusammenhang wohl zu nennen.

US-Präsident Ronald Reagan unternahm in den 1980er Jahren den Versuch, die ihm missliebige Regierung zu stürzen, die in allen westlichen Medien schnell als kommunistisch diffamiert wurde. Er veranlasste die Verminung des einzigen nicaraguanischen Pazifikhafens Corinto und die finanzielle und militärische Unterstützung vorwiegend von Honduras aus operierender, bewaffneter, paramilitärischer Terrorgruppen (der "Contra"), unter denen Soldaten der früheren somozistischen Nationalgarde waren. Das Geld zur Unterstützung stammte aus geheimen Waffenverkäufen an den Iran (siehe auch Iran-Contra-Affäre). Die Contras unternahmen vorwiegend terroristische Überfälle auf die Landbevölkerung, legten Minen, verbrannten Ernte, stahlen Vieh, um die Situation im Lande zu destabilisieren und die Bevölkerung zu verunsichern. Reagan nannte diese Terroristen "Freiheitskämpfer". Gleichzeitig schürten die USA Auseinandersetzungen zwischen der sandinistischen Regierung und den Miskito-Indígenas an der Karibikküste.

Die USA wurden für militärische und paramilitärische Aktionen in und gegen Nicaragua vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag zu einer Zahlung von 2,4 Milliarden US-Dollar verurteilt, erklärten aber den Gerichtshof für unbefugt, über die USA zu urteilen, obwohl sie selbst Richter an den Gerichtshof entsendeten. In einer Resolution forderte die UN-Generalversammlung die USA auf, dem Urteil nachzukommen. Nur die USA, Israel und El Salvador stimmten gegen die Resolution. Dennoch wartet Nicaragua bis heute auf das Geld.

1988 wurde als Ergebnis der Friedensverhandlungen der mittelamerikanischen Staaten untereinander, trotz Einmischung und Störung der USA, das Abkommen Esquipulas II von den zentralamerikanischen Staatspräsidenten unterzeichnet. In diesem Abkommen hatten sich die Staatspräsidenten auf die Demobilisierung aller irregulären Truppen, der Verkleinerung der regulären Armee, sowie freien und geheimen Wahlen geeinigt. Diese politische Öffnung führte schließlich zu den demokratischen Wahlen von 1990, die mit dem Einverständnis der sandinistischen Regierung durch die Vereinten Nationen überwacht wurden. Allerdings war das noch sandinistisch beherrschte Nicaragua der einzige beteiligte Staat, der die Übereinkünfte erfüllt hat.

Nicaragua nach 1990:
Im Februar 1990 verlieren die Sandinisten entgegen den meisten Erwartungen mit 41 % gegen das Wahlbündnis UNO (Unión Nacional Opositora) unter der Führung von Violeta Chamorro, welches mit Unterstützung der USA Frieden, Wohlstand und das Ende des US-Embargos versprach. Die UNO bestand aus 14 konservativen und antisandinistischen Parteien, die gemeinsam gegen die FSLN antraten. Im Vorfeld waren sie so zerstritten, dass sie sich zunächst auf keinen Kandidaten einigen konnte. Schließlich entschied man sich für Violeta Chamorro, die oft in Weiß gekleidet die Unschuld und den Frieden repräsentiert. Daniel Ortega hingegen, politischer Führer der FSLN, trat als Macho, als "Gallo" (Hahn) in Uniform auf.

Hintergründe:
Zum Zeitpunkt der Wahlen hatte der Krieg gegen die durch die USA finanzierte Contra mehr als 29.000 Tote gefordert. Seit 1980 bremste die von den USA verhängte Wirtschaftsblockade die Entwicklung Nicaraguas. Die Regierung versuchte durch eine strikte Sparpolitik die Wirtschaft vor dem Zusammenbruch zu retten, der sich durch die kriegsbedingten Aufrüstungen und die internationalen Wirtschaftssanktionen abzeichnete. Zwischenzeitlich hatte die Inflation einen Höhepunkt von 3.000 Prozent pro Jahr erreicht. Die Arbeitslosigkeit war hoch und der Lebensstandard niedrig. Gleichzeitig waren die Errungenschaften im Bildungs- und Gesundheitswesen sowie in der Landreform nicht zu übersehen.

Der wirtschaftliche Zustand sowie die Verluste in der Bevölkerung werden gemeinhin als Begründung des Wahlsiegs der UNO angesehen. Dieser beendete zwar den Krieg und die Blockade, westliche Industrieländer traten auch als Kreditgeber auf, allerdings weit geringer, als die Nicaraguaner es wünschten und gebraucht hätten.

Mit dem Ende der Revolution verschwand auch die internationale Solidaritätsbewegung als politischer Sektor. Sowohl in Nicaragua als auch im Ausland war die Wahlniederlage ein großer Schock. Man hatte Violeta Chamorro einfach unterschätzt, sie nicht ernst genommen. Neben dem Verlust der persönlichen Revolutionsträume mussten sich viele eingestehen, vor lauter Sympathie für die Sandinisten nicht darüber nachgedacht zu haben, wie viel Opfer einem Volk abverlangt werden können. Da kein Ende des Krieges abzusehen war, was Voraussetzung dafür gewesen wäre, die Revolution zu einem guten Ende führen zu können, hat sich das nicaraguanische Volk letztendlich gegen den Krieg und für das Leben entschieden.

Wirtschaftliche und politische Entwicklung:
In der neuen Regierung kooperierten die moderaten Kräfte beider Seiten miteinander. Die Contra wurde im selben Jahr ins politisch-konstitutionelle Leben eingegliedert. Die Situation nach dem Ende der Revolution war jedoch äußerst angespannt. Die radikalen Kräfte formierten sich. Es kam zu Wiederbewaffnungen, die enttäuschten Contras nannten sich "Recontras", die enttäuschten Sandinisten nannten sich "Recompas".

Zwei Faktoren trugen wesentlich dazu bei, dass die Situation in Nicaragua nicht explodierte. Zum einen benannte Violetta Chamorro Humberto Ortega (den Bruder von Daniel Ortega) zum obersten Befehlshaber. So gelang es ihr, das riesige sandinistische Heer unter eine, wenn auch sandinistische, Kontrolle zu bringen. Zum anderen stand sie über Monate hinweg in einem wöchentlichen kontinuierlichen Dialog mit den Sandinisten und vermied so, dass es zu einem bewaffneten Aufstand kam. Dabei kam ihr gewiss zustatten, dass sie Vertreterin des einflussreichen Chamorro-Clans war, dem nahezu die gesamte Presse (besonders La Prensa) gehörte.

Unter den Mitgliedern dieses Chamorro-Clans waren sowohl Sandinisten als auch Sympathisanten der Sandinista, als auch entschiedene Anhänger der Contra. Dies ist typisch für die nicaraguanische Gesellschaft, die trotz erbitterter bewaffneter Auseinandersetzungen vor allem während der Revolution viel weniger in scharf voneinander zu trennende Gruppen (oder Parteien) zerfällt, als es von Europa aus den Anschein hat.

Die neue Regierung, in der die FSLN viele wichtige Posten innehatte, beschloss ein umfassendes Stabilisierungs- und Sparprogramm: eine kapitalistische Privatwirtschaft wurde eingeführt, die Währung wurde abgewertet, die Preise für Grundnahrungsmittel stiegen, die Armee wurde drastisch reduziert, der Staatsapparat verkleinert, soziale Einrichtungen, wie Kindergärten wurden geschlossen, das Gesundheitssystem wurde privatisiert, Schulgeld erhoben, Agrarreform und Verstaatlichung im Wirtschaftssektor rückgängig gemacht etc. Insgesamt wird in Nicaragua seitdem eine neoliberale Politik in all ihren Facetten betrieben. So wurde zwar die Inflation unter Kontrolle gebracht und die USA lobten Nicaragua für ihre "Entwicklung", doch Auslandsschulden, Arbeitslosigkeit, Analphabetenrate, Kindersterblichkeit stiegen und die Lebenserwartung sank.

Um diese Entwicklung zu bremsen, wurde 1995 ein mehrjähriges Abkommen mit dem IWF und der Weltbank geschlossen, das unter anderem weitere Entlassungen im öffentlichen Dienst vorsah, Erhöhung der Steuern und Gebühren, Reduzierung der Agrarkredite, Privatisierung der Banken und Unternehmen, wie Post, Telefongesellschaft, Wasser- und Energieinstitute, weiter Reduzierung der Sozialausgaben und Liberalisierung der gesamten Wirtschaft.

Diese Wirtschaftsform wird bis heute praktiziert und die Zahlen sprechen für sich: Nicaragua hat die größte Pro-Kopf-Verschuldung der Welt, es ist das zweitärmste Land in Lateinamerika, die Arbeitslosigkeit beträgt um die 80 %, 40 % leben in extremer Armut. Nicaraguas Wirtschaft befindet sich im "freien Fall". Seit einiger Zeit bemüht sich Nicaragua in das HIPC-Programm aufgenommen zu werden, aber es ist nicht absehbar, wie und wann sich diese Situation verändern wird.

Viele der Privatisierungen wurden in den Jahren der Regierung unter Arnoldo Alemán ab 1996 vorgenommen, der dabei die Gelegenheit ergriff, seine Reichtümer zu vermehren. Der versprochene Wohlstand trat nicht nur für die wiedergekehrten Somozaanhänger, die sich nach dem Sieg 1979 in die USA abgesetzt hatten, sondern auch für einige ehemalige Sandinisten ein.

Piñata:
Die politische Vokabel Piñata bezeichnet die Tatsache, dass einige sandinistische Führungskader sich zwischen dem 28. Februar 1990 (Wahltag) und dem 25. April 1990 (Amtsübergabe) etliche Eigentumstitel ausstellten, Dienstwagen privatisierten und Staatsgüter auf Privatpersonen übertrugen. Zum Teil waren es Eigentumsüberträge von vor elf Jahren, die nicht übertragen worden sind. Aber in mindestens 200 Fällen wurden staatliche Vermögenswerte und einzelne Betriebe auf die Partei übertragen. Der FSLN hat sich immer davor gedrückt, diese Fälle zu klären, was zu einer tiefen Vertrauenskrise und Verlust von Glaubwürdigkeit führte.

1994 verließen vier Parteien die UNO, die sich fortan APO nannte (Alianza Política Opositora). 1996 schlossen sich die gleichen Gruppierungen jedoch wieder zur Alianza Liberal zusammen, die mit Arnoldo Alemán als Präsidentschaftskandidaten die Wahlen 1996 gewannen. Insgesamt ist das Parteienwesen in Nicaragua durch viele Spaltungen und Neugründungen gekennzeichnet.

Alemán und die Korruption:
Bei der Präsidentschaftswahl 1996 setzte sich Arnoldo Alemán von der Alianza Liberal (AL) durch. Der Regierung unter Alemán wird massive Korruption und Vetternwirtschaft vorgeworfen. So wurde Alemán nach dem Ende seiner Amtszeit im Dezember 2003 zu einer 20-jährigen Haftstrafe verurteilt, die er aber bisher nicht antreten musste. Er steht allerdings unter Hausarrest und darf das Departemento Managua nicht verlassen.

Zusammen mit Daniel Ortega von der FSLN trieb Alemán die Zusammenarbeit ihrer beiden Parteien voran ("el pacto"). Dies führte so weit, dass sie durch Gesetzes– und Verfassungsänderungen versuchten einen Zweiparteienstaat zu errichten, indem der Zugang neuer Parteien erschwert und freie Bürgerlisten verboten wurden. Auch hatten und haben sie einen großen Einfluss auf die Besetzung der wichtigsten Gremien (Oberster Wahlrat, staatlicher Rechnungshof, Oberster Gerichtshof) des Landes. Des Weiteren erhalten der Präsident und Vizepräsident nach ihrem Ausscheiden Abgeordnetenstatus auf Lebenszeit. Die damit verbundene Immunität kam Alemán in seinem Korruptionsverfahren zugute.

Wahl 2001:
Trotz der Erfolge der sandinistischen Partei bei den Kommunalwahlen 2000 verlor die FSLN 2001 erneut die Wahlen. Wieder war Daniel Ortega als Präsidentschaftskandidat angetreten, obwohl sich viele in der Partei gegen seine Kandidatur gewehrt hatten. Am Ende setzte sich die Liberal–Konservative Partei (PLC) mit Enrique Bolaños mit 53 % der Stimmen gegenüber 45 % des FSLN durch. Die erneute Niederlage wurde mit einer Kampagne der Angst, die Bolaños gegen Daniel Ortega führte, begründet. Unterstützt durch die USA wurde Ortega als Terroristenfreund dargestellt. Die Befürchtung wurde gesät, dass im Falle eines Sieges der FSLN, Nicaragua isoliert werde und keine Hilfsgelder mehr empfangen werden.

Der neue Präsident hat sich den Antikorruptionskampf auf die Fahnen geschrieben. Er fordert die Aufhebung der Immunität des ehemaligen Präsidenten Alemán, sowie ein Ende der Korruption, die er als Vizepräsident unter Alemán selbst miterlebt hatte. International machen die USA und der IWF Druck und fordern Transparenz der öffentlichen Gelder sowie Bestrafung von Korruption, als Voraussetzung für weitere Gelder. Bolaños’ medial eingesetzte Antikorruptionskampagne wird allerdings auch misstrauisch beobachtet. Die neuen Privatisierungsvorhaben der Regierung, in denen wieder staatliche Güter zu einem Bruchteil ihres Wertes verkauft werden sollen, lassen auf neue Korruption schließen.

Juli 2005, Politische Krise - die Präsidenten der Staaten Mittelamerikas und Mexikos verurteilten Aktionen der linken Sandinisten zur Schwächung des Präsidenten. Die Opposition, die die Mehrheit im Parlament hat, hatte eine Reihe von Gesetzen beschlossen, die zur Entmachtung des Präsidenten Enrique Bolaños führen.

Infrastruktur

Die Panamericana verläuft durch Nicaragua, u.a. durch die Städte Managua, Granada und Rivas. Am Grenzübergang Penas Blancas verläuft sie nach Costa Rica. Das Straßennetz ist im Südwesten relativ gut ausgebaut und dank einer kürzlichen Generalüberholung auch teilweise in besserem Zustand als zum Beispiel ein Großteil der Straßen Costa Ricas.

Zwischen Managua, Bluefields, Puerto Cabezas, San Carlos und den Corn Islands verkehren drei inländische Fluglinien. An der Karibikküste, im Nicaragua-See und auf dem Río San Juan gibt es regelmäßige Schiffsverbindungen. Es gibt keine Eisenbahn.

Seit Jahrhunderten gibt es Pläne zum Bau eines Kanals durch Nicaragua. Diese sind seit Ende der Neunziger Jahre wieder aktuell, da der Panama-Kanal nicht mehr für alle Schiffe geeignet ist (siehe hierzu Nicaragua-Kanal).

Politik

Seit der Verfassung von 1987 ist Nicaragua eine Präsidialrepublik. Die 93 Mitglieder der Nationalversammlung (Asamblea Nacional) werden auf 5 Jahre gewählt. Auch der Präsident wird für fünf Jahre direkt gewählt.

Enrique Bolaños Geyer (Partido Liberal Constitucionalista) ist seit dem 10. Januar 2002 Staatspräsident des Landes.

Umwelt

Das Umweltbewusstsein der Nicas ist eher schwach ausgebildet aufgrund mangelnder Aufklärung. Allerorts wird Müll dort hingeworfen, wo er gerade anfällt, die Straßen säumen häufig Gräben voller Plastiktüten und sonstigem Abfall. Die Stadt Granada unterhält ein Programm, das darauf abziehlt die Bewohner auf das Müllproblem aufmerksam zu machen, es nennt sich Mantenga limpia la ciudad (Halte die Stadt sauber).

Hurrikan Mitch:
Ende Oktober 1998 wütete Hurrikan Mitch in Mittelamerika und richtete auch in Nicaragua schwere Schäden an. Durch Dauerregen ausgelöste Überschwemmungen und Erdrutsche töteten mehr als 4.000 Menschen. Es kam zu einem Ausbruch von Seuchen.

Nach der Katastrophe gab es vielfältige internationale Hilfe und Hilfszusagen. Allerdings nutzte die damalige Regierung unter Alemán einen Teil der Gelder, um sich und den ihr nahestehenden Gruppen einen Vorteil zu verschaffen.

Wirtschaft

Nicaragua gehört zu den ärmsten Ländern der Welt, das Pro-Kopf-Einkommen lag 2003 mit 623 Euro unterhalb der Armutsgrenze nach Definition der WHO, allerdings gehört Nicaragua nicht in die Gruppe der Least Developed Countries (LDC) der WHO, da hierzu noch die (Nicht)Erfüllung weiterer Kriterien erforderlich ist. 50% der Bevölkerung leben in Armut, in der Landbevölkerung steigt dieser Anteil bis auf 70%. In Lateinamerika ist Nicaragua nach Haiti das zweitärmste Land. Die Gründe der schlechten Wirtschaftslage sind vielfältig, neben geschichtlicher Faktoren, einseitiger Wirtschaftsstruktur und jahrzehntelanger Oligarchiewirtschaft spielen auch häufige Naturkatastropen (Erdbeben, Vulkanausbrüche, Wirbelstürme) eine gewichtige Rolle.

Die derzeitige Regierung unter Bolaños versucht marktwirtschaftliche Reformen voranzutreiben und das Wirtschaftswachstum zu erhöhen. Dabei soll Nicaragua als Wirtschaftsstandort attraktiver gemacht werden, allerdings vor allem für ausländische Investoren, was nicht nur Zustimmung findet. Ein ambitioniertes Dreijahresabkommen wurde im Dezember 2002 mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) abgeschlossen, im nächsten Wahljahr (2006) muss dann über ein Anschlussabkommen mit dem IWF ausgehandelt werden. Das reale Wachstum des Bruttoinlandsproduktes lag mit 2,3% auch 2003 unter der Rate des Bevölkerungswachstums von 2,6%.

Wichtige Handelsgüter:

  • Import: Maschinen und Ausrüstung, Rohmaterialien, Erdölprodukte, Konsumgüter
  • Export: Kaffee, Shrimps und Hummer, Baumwolle, Tabak, Rindfleisch, Zucker, Bananen, Gold, Zigarren, Rum


Staatsausgaben:
Zwischen 1992 und 2000 lag der Anteil der Staatsausgaben für

  • das Gesundheitswesen bei 13%
  • das Bildungswesen bei 15%
  • das Militär bei 6%

 

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